Ein historisches Schmuckstück im Herzen der Neißestadt steht seit diesem Freitag, 20. November 2015, wieder zum Verkauf: das Torhaus am Gubener Dreieck. Das Pförtnerhaus an der Berliner Straße 45 – das als Teil einer malerischen Fabrikantenvilla erhalten blieb – zeugt noch heute von der prägenden Geschichte der Hutmacherära. Die Stadt Guben sucht nun einen Investor, um das denkmalgeschützte Kleinod im Stadtzentrum zu erhalten: „Dieses stadtbildprägende und historische Gebäude sollte vorzugsweise für anspruchsvolle Gastronomie oder im Bereich Tourismus genutzt werden“, sagt Carola Huhold, Fachbereichsleiterin für Stadtentwicklung im Gubener Rathaus. Das Jugendstilrelikt war seit 2007 mehrfach verkauft und wieder rückabgewickelt worden, da die Nutzungsart vom Stadtparlament abgelehnt oder Vertragsbedingungen nicht eingehalten wurden. „Mit dem jetzigen Verkauf des geschichtsträchtigen Torhauses möchten wir endgültig einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen“, betont der amtierende Bürgermeister Fred Mahro. Auch er wünscht sich vom neuen Besitzer ein öffentliches Nutzungskonzept mit Hand und Fuß für das einzige Überbleibsel der früheren Fabrikantenvilla Wilke. Fördermittel für die denkmalgerechte Sanierung könnten beantragt werden.

Zur bewegten Geschichte des Torhauses haben viele Autoren und Chronisten Fakten zusammengetragen – sei es im Gubener Heimatkalender oder in historischen Bildbänden. „Das Pförtnerhaus der ehemaligen Villa Wilke steht symbolisch für die zu Ende gegangene Epoche der Gubener Hutindustrie“, schreibt beispielsweise Stadthistoriker Gerhard Gunia in seinem Buch „Bilder aus dem Gubener Leben. 1900 bis 2000“. Vor 113 Jahren wurde das malerische Anwesen zwischen Gasstraße, Berliner Straße und Straupitzstraße errichtet. Noch heute finden sich am prachtvoll verziertem Giebelhaus die Initialen des Auftraggebers „MW“: Max Wilke (1863-1931). Für den angesehenen Hutfabrikanten hatten die Berliner Architekten Spalding&Grenander die Traumvilla entworfen. Durch die Torhaus-Auffahrt fuhren einst herrschaftliche Kutschen und die aufkommenden Automobile der Kaiserzeit, so auch beim Besuch eines Kronprinzen 1905. Ein Großteil der friedvollen Fabrikantenvilla wurde Opfer des Zweiten Weltkrieges. Nach 1945 waren im erhaltenen Torhaus mehrere Familien untergebracht, später hatten der Polizeisportverein und die Jugendfeuerwehr hier ihr Domizil.

Der heutige Verkehrswert des Torhauses wird auf rund 63.000 Euro geschätzt. Kaufangebote samt einem Nutzungskonzept für das Grundstück können in einem verschlossenen Umschlag mit dem Vermerk „Angebot Berliner Straße 45“ bis zum 8. Dezember bei der Stadt Guben (Fachbereich VI, Grundstücksmanagement, Gasstraße 4 in 03172 Guben) eingereicht werden. Besichtigungstermine sind unter Telefon 03561/6871-1621 zu vereinbaren.

Quelle: Stadt Guben
Foto: Sammlung Gunia

Das Bild ist eine Postkarte, die das Torhaus und die Villa Wilke um das Jahr 1910 zeigt.

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