Die Evangelische Dorfkirche zu Atterwasch
Offene Kirche: Tagsüber offen. Wenn verschlossen, Schlüssel erhältlich im Pfarrhaus neben der Kirche, Telefon: 0 35 69 2 / 212.
Die älteste bekannte Erwähnung der Pfarre Atterwasch stammt aus dem Jahr 1294. Ursprünglich war die Kirche mit einem hölzernen Tonnengewölbe ausgestattet, dessen Ansatz noch zu sehen ist. Von der alten Kirche ist wahrscheinlich nur der Ostgiebel mit der Dreierfenstergruppe und dem Sakramentenschrein erhalten.
Nach dem 30jährigen Krieg, der fast das gesamte Dorf mit der Kirche vernichtete, ist sie 1685 wieder geweiht worden, jetzt mit einer schlichten Holzbalkendecke ausgestattet. Der backsteinerne Erweiterungs- und Turmanbau stammt aus dem Jahr 1840. In den Jahren von 1980 bis 1990 wurde die gesamte Kirche grundlegend restauriert und renoviert sowie eine Bankheizung installiert.
Der barocke Altar (Herkunft unbekannt) wurde 1713 aufgestellt. Die von barockem Rankenwerk bekränzten Bilder stellen die Hauptstücke des christlichen Glaubens dar: Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung Christi. Die älteste erhaltene Wandmalerei der Kirche über dem Tabernakel neben dem Altar zeigt den Schmerzensmann (Christus mit den fünf Kreuzigungswunden).
Die Kanzel, eine Renaissance-Intarsienarbeit, stammt aus der Haupt- und Stadtkirche Guben (heute Gubin). Das Atterwascher Missionsbild (Christus segnet die Kinder) über der Kanzel ist ein Auftragswerk für diese Kirchengemeinde (Nazarenerschule) aus dem Jahr 1920. Die Orgel ist ein Werk der Stettiner Orgelwerkstatt Grüneberg; sie ist eine der wenigen erhaltenen Orgeln ihrer Art in der originalen Mensurierung. Die Wappenschilder an der Emporenbrüstung zeigen Familienwappen sowie das alte Gubener Stadtwappen, abwechselnd mit Bibelzitaten. Die Glocken (Dreiergeläut in f-moll) sind im 15., 19. und 20. Jahrhundert gegossen. Die große Glocke stammt aus dem Jahr 1465, ihre Inschrift weist auf den Gubener Frieden (5.6.1462) hin. Die Turmspitze bekrönte früher den Klosterturm des Jungfrauenklosters vor Guben und wurde der Atterwascher Gemeinde bei dessen Abriss überlassen.
Matthias Berndt