Die Gustav-Adolf-Kirche zu Kerkwitz
Offene Kirche: Schlüssel bei Frau Hanschke, Hauptstr. 24.
Die Gemeinde Kerkwitz war seit Jahrhunderten zusammen mit Schlagsdorf und Klein Gastrose in der Schenkendorfer Johanniter Kirche eingepfarrt. Mit dem Ende des II. Weltkrieges brach auch für diese Kirchengemeinde die Brücke zu ihrem Gotteshaus ab. Bewohner aus den ehemaligen östlich der Neiße gelegenen Orten fanden westlich der Neiße ein neues zu Hause. Mitten in Zerstörung, Not und Aufbau wurde mit dem Bau eines neuen Gotteshauses begonnen. Schon kurz nach der Grundsteinlegung, dem 8. Juli 1951, gab es die erste große Schwierigkeit zu überwinden. Weil Bauholz dringend zur Vorbereitung der Weltfestspiele benötigt wurde, entzog die Landesregierung die Lizenz für den Bezug des Bauholzes. In der Kirchengemeinde, dazu gehörten die Orte Albertinenaue, Groß Gastrose, Kerkwitz, Klein Gastrose, Schlagsdorf und Taubendorf, setzte eine große Einsatz- und Spendenbereitschaft für den Fortgang des Kirchenbaues ein. Trotz Erntezeit fällten die Gemeindeglieder die erforderlichen Bäume in den eigenen Wäldern und brachten sie zum Sägewerk Neumann/Fischer. Viele Schwierigkeiten waren noch zu überwinden und trotzdem: Nicht ganz ein Jahr war seit der Grundsteinlegung vergangen, da feierte die Gemeinde zusammen mit etwa 4.000 Menschen am 2.Juni 1952 die Einweihung dieses Gotteshauses.
Eine Besonderheit ist die „Redende Mauer“ an der Stirnseite der Empore. Sechs Jahre nach Kriegsende war die Finanzierung eines Kirchenbaus eine finanzielle Anstrengung, die von der Kirchengemeinde Kerkwitz nicht allein geleistet werden konnte. So erklärte sich das Gustav-Adolf-Werk, der Zusammenschluss der Evangelischen Gemeinden der DDR, zur Hilfe bereit. Es gingen Spenden von christlichen Gemeinden aus allen Teilen der DDR ein. Besonders bewegend liest sich heute die Tatsache, dass selbst Kinder in ihren Kindergottesdiensten für den Kirchenbau in Kerkwitz spendeten. Auf der „Redenden Mauer“ sind auf 98 Steinen jeweils drei Ortsnamen eingebrannt. Orte, in denen die Kinder jeweils mehr als zehn Mark spendeten. 1951 mussten viele sich dieses Geld vom Munde absparen.
Erst seit dem zweiten Pfingstfeiertag 1980 gibt es eine Orgel in der Gustav-Adorf-Kirche. Das mit sechs Registern ausgestattete Instrument stammt aus der Göhlener Kirche. Wann und von wem die Orgel erbaut wurde, ist unbekannt. Fest steht aber, dass die Orgel am 28. April 1872 feierlich in Göhlen eingeweiht wurde. Aus Unterlagen der Göhlener Kirchengemeinde geht hervor, dass damals der Fabrikant und Mediziner Carl Jacobi aus Berlin der Göhlener Gemeinde die Orgel schenkte. Carl Jacobi erwies damit seine Dankbarkeit, denn der Erfinder des „Königstrankes“ gegen den Milzbrand erprobte diese Medizin erstmals erfolgreich an einem Göhlener Bürger.
Roswitha Koch/Renate Kulick-Aldag