„Piepsi – Abenteuer einer Kirchenmaus“ heißt das Kinderbuch aus der Feder von Andreas Peter. Es Erscheint Ende Oktober/Anfang November. Der Autor verbindet in seiner augenzwinkernde Geschichte Episoden aus der Stadtgeschichte mit viel Phantasie und Poesie, so dass auch Erwachsene daran ihre Freude haben werden. Bereichert wird das 70 Seiten umfassende Buch im festen Einband mit zahlreichen mehrfarbigen Illustrationen von Heike Clodius. Erhältlich ist das Buch zum Preis von 14,95 Euro dann u.a. in der Touristinformation Frankfurter Straße sowie im Stadtwächterstübchen Frankfurter Straße 12 in Guben. Vorbestellung erwünscht: Tel.:03561-551304 bzw. www.niederlausitzerverlag.de
Hier eine kleine Leseprobe:
Hallo ich bin Piepsi die Kirchenmaus und wohne mit meiner Oma Mausi in der Klosterkirche.
Wundre dich nicht, wenn ich dich hier einfach so anspreche, aber ich hab’ so wundersame Dinge erlebt, dass ich sie dir unbedingt erzählen muss.
Hinter den alten Mauern der Klosterkirche schlummern nämlich Geheimnisse, von denen viele Menschen heute kaum noch etwas ahnen. Aber meine Omi kennt sie, auch die Geschichte von meinem Ur-Ur-Uropa Mauselius Poetikus, der die Stadt vor einem schlimmen Brand retten wollte und dadurch ein berühmter Dichter wurde.
Da gibt es auch das Rad der Zeit, mit dem ich eine richtige Zeitreise in die Gubener Vergangenheit unternehme. Doch bevor es dazu kommt, gerate ich in die abenteuerlichsten Verwicklungen und mache erstaunliche Bekanntschaften. Hach, ist das alles aufregend!
Also gut, dir erzähl ich es, weil du auch so schön neugierig und poetisch bist wie ich:
Alles begann an einem scheinbar ganz normalen Mittwochabend…
„Piepsi. Piepsiii! Komm endlich rein“, rief die Großmutter. „Es wird langsam dunkel. Der Mond beginnt schon seinen Weg und für unsereinen wird es jetzt gefährlich!“ Ungeduldig stand sie auf der obersten Treppenstufe der alten Klosterkirche und fiepte wieder und wieder, um Piepsi in das schützende Gemäuer zu locken. Hatte Piepsi sie etwa nicht gehört, weil die Glocken hoch oben im Turm soeben die sechste Stunde einläuteten?
Da endlich kam die Kleine, immer wieder neugierig schnuppernd, durch das Gras des Gartens, gleich rechts neben der Kirche, auf ihre Großmutter zu. „Da bist du ja“, begrüßte sie Piepsi und stupste die Kleine liebevoll mit der Nase. Und schon verschwanden beide lautlos durch das Mauseloch in der Kirchentür.
Drinnen kuschelten sie sich in ihr Nest, das sich unter einem alten Schrank befand. Hier waren sie geschützt. Der Mäuserich hatte es vor langer Zeit mit seiner Frau aus kleinen Papierfetzen und Grashalmen in einem alten Hut hergerichtet.
Die Großmutter war ein überaus vorsichtiges Tier und sehr besorgt um Piepsi. Sie hatte auch allen Grund dazu, denn vor Kurzem waren die Eltern der Kleinen spurlos verschwunden. Ein Hochwasser hatte sie plötzlich überrascht, als sie in einem Keller unweit der Klosterkirche unterwegs waren. Sie kehrten nicht zurück. Piepsi und Großmutter Mausi warteten dennoch jeden Tag auf die Rückkehr der beiden, doch schließlich mussten sie einsehen, dass es vergeblich war. So war die Kleine nun ohne Eltern, aber die Großmutter kümmerte sich rührend um ihr Enkelkind.
Piepsi war oft traurig, deshalb ließ sich Oma Mausi immer wieder etwas Neues einfallen, um sie auf andere Gedanken zu bringen: Mal erkundeten sie das Innere der Kirche, oder sie durchstöberten gemeinsam den Garten.
Einmal kletterten sie sogar bis zur Orgel hinauf. Die hohen Stufen zu erklimmen, war ziemlich schwierig. Als sie schließlich vor den glänzenden Orgelpfeifen standen, strahlten die kleinen Äuglein des Mausekindes vor Staunen. Was eine Orgel ist, sollte Piepsi erst später zu hören bekommen.
Doch was sie am Tage auch Aufregendes unternahmen, abends vor dem Einschlafen musste Piepsi immer wieder an ihre Eltern denken und wurde tief traurig. Einmal hätte sich ihre Oma beinahe davon anstecken lassen, dann besann sie sich aber auf den Spruch, der schon ihre Großmutter durchs Leben begleitet hatte: „Immer heiter, immer froh! Und kannste nich’, dann tust’e so!“
Als Mausi so an ihre eigene Großmutter dachte, fiel ihr auch wieder ein, wie diese sie damals von trüben Gedanken abgelenkt hatte. Sie hatte ihr Geschichten aus alter Zeit erzählt. Wenn das damals bei ihr funktionierte, dann müsste das doch jetzt auch bei Piepsi möglich sein…
Sie grübelte eine Weile darüber nach, was ihre Großmutter damals erzählt hatte. Schließlich lag das ja schon viele Jahre zurück. Dann fiel ihr etwas ein.
„Piepsi, hast du Lust auf eine Reise?“, fragte sie. Die Kleine horchte auf: „Eine Reise, Oma? Wohin denn?“ Mausi holte tief Luft und sprach: „Das könnte eine ganz besondere Reise werden. Man muss allerdings sehr mutig sein, denn wer weiß schon, was dabei alles passieren kann.“ „Das hört sich nach Abenteuern an, Oma“. Piepsis Stimme klang sehr interessiert. „Ja, das kann durchaus sein. Schau mal dort, Piepsi.“
Mausi wies mit ihrem Näschen zu einer Stelle, etwas entfernt von ihrem Nest. Piepsi erkannte, dass dort am anderen Fuß des Schrankes etwas Rundes lag, das Zacken hatte. „Was ist das?“, fragte sie. Mausi tat jetzt sehr geheimnisvoll. Fast raunte sie: „Das ist das Rad der Zeit. Die Menschen nennen es auch das Rad der Geschichte. Doch sie reden manchmal nur so davon. Sie wissen nicht, dass es dieses Rad wirklich gibt. Es liegt schon sehr lange hier und niemand weiß davon.
Damit kann man tatsächlich auf Reisen gehen, auf Zeitreisen. Wenn man langsam daran dreht, gelangt man in eine Zeit, die schon längst vergangen ist.“ „Prima!“, freute sich Piepsi, „dann …“ Doch Mausi unterbrach sie. „Es ist jedoch so, dass man damit nur allein reisen kann. Wenn du also Lust dazu haben solltest, kann ich dich leider nicht begleiten.“ „Och, schade! Alleine trau ich mich aber nicht.“ Die Enttäuschung war Piepsi deutlich anzuhören. „Nun, dann warten wir halt, bis du etwas gewachsen bist“, sprach die Großmutter. „Jetzt schlafen wir erst mal. Gute Nacht, Kleines.“ „Gute Nacht, Omi.“ Piepsi kuschelte sich ganz dicht an Mausi und schlummerte bald ein.
Diesmal war ihr Schlaf jedoch ziemlich unruhig. Manchmal zuckten ihre Beinchen und einmal piepste sie erschrocken. Was die Oma da erzählt hatte, ging ihr durch den Kopf. Sie träumte davon, wie ein Vogel durch die Lüfte und Zeiten zu fliegen. Mitten im Traum wurde ihr plötzlich klar, dass sie ja kein Vogel war und auch keine Flügel hatte. Da sah sie sich von hoch oben abstürzen. Als sie im Traum recht unsanft auf einer Wiese aufschlug, wachte sie mit einem Schrei auf. Verdutzt sah sich Piepsi um. Sie merkte aber schnell, dass sie noch immer dicht neben Mausi lag und nur geträumt hatte. Mit einem Lächeln schloss sie wieder die Äuglein.
Am nächsten Tag waren Piepsi und Mausi wieder im Kirchgarten unterwegs. In der Kirche arbeiteten Menschen, die dort hämmerten und sägten. Da war es den beiden zu unruhig und sie nutzten das schöne Wetter zu einem ausgiebigen Spaziergang. Es war Herbst. Hier und da lagen Äpfel umher, an denen man knabbern konnte, oder auch eine Walnuss.
Auf dem schmalen Weg, der durch den kleinen Garten führte, sah Piepsi etwas Glänzendes liegen. Sie tippelte zu der Stelle und sah, wie das Sonnenlicht von einer kleinen runden Scheibe reflektiert wurde. „Was ist das?“, fragte sie Mausi, die ihr gefolgt war. „Das ist ein altes Geldstück, ein Pfennig. Irgendjemand hat ihn wohl verloren. Die Menschen nennen so etwas Glückspfennig. Weil du ihn gefunden hast, Piepsi, ist das heute dein Glückstag“, erklärte die Mause-Oma.
Darüber freute sich Piepsi riesig. Sie nahm den Pfennig vorsichtig zwischen ihre Zähnchen und brachte ihn zu ihrem Nest unter dem Schrank in der Kirche. „Bin gleich wieder hier“, rief sie Mausi zu, die ihr kopfschüttelnd hinterher schaute.
Als Piepsi kurz darauf in den Garten zurückkehrte, nahm sie einen seltsamen Geruch wahr. Sie reckte ihr Näschen in die Höhe und schnupperte aufmerksam. Da bemerkte sie eine Katze, die sich langsam an Mausi heranschlich. Ihre Oma nagte seelenruhig an einem Apfel und bemerkte die Gefahr nicht. „Oh Schreck, was soll ich nur tun?“, ging es Piepsi durch den Kopf. Da kam ihr eine Idee. Mutig erkletterte sie den schräg stehenden Stamm eines Apfelbaumes und balancierte einen Ast entlang, an dem ein großer knallgelber Apfel hing.
Direkt unter ihr pirschte sich die Katze immer näher an Mausi heran. Da zerknabberte Piepsi hastig den dünnen Apfelstiel und der Apfel plumpste der Katze genau auf den Kopf. Mit einem lauten Miau sprang die Getroffene erschrocken auf. Durch dieses Geräusch erkannte auch Mausi die ihr drohende Gefahr und verschwand eilig im schützenden Mauseloch. Die Katze schaute verdattert auf den Apfel, merkte, dass Mausi verschwunden war, strich sich mit der Pfote über den Kopf und sprang ärgerlich davon.
Piepsi, noch immer auf dem Ast sitzend, war erstaunt über ihren eigenen Mut. Vor allem aber freute sie sich tierisch, dass sie die Katze verjagt und somit Mausi gerettet hatte. Vorsichtig sah sie sich um, ob die Katze noch irgendwo in der Nähe war. Dann kletterte sie langsam wieder den Ast hinunter und huschte schnell durch das Mauseloch zu ihrem Nest, wo ihre Oma wartet. Beide umarmten sich glücklich. …
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