Blick in der kalten Jahreszeit vom polnischen Ufer über die Neiße auf Guben

Blick in der kalten Jahreszeit vom polnischen Ufer über die Neiße auf Guben ©Gerd Laeser

„Wandernd mit dem Herzen sehen – laufend mehr erleben – zwischen Poetensteig und Bäros-Höhe“

Unser erstmaliger Besuch in Guben und Gubin in der Vorweihnachtszeit ist in erster Linie ein Dankeschön an die bekannten Gubener Gästeführer, die uns gern auch schon mal begleiten, wenn wir in ihrer Heimatstadt unterwegs sind sowie an unsere treuen Wandergäste aus Guben und Umgebung, die seit Jahren hin und wieder auch viele Kilometer unter die Autoräder nehmen, um mit uns in anderen schönen Landschaften der Niederlausitz zwischen Dahmetal und Muskauer Faltenbogen oder Neißetal und Spreewald oder in der polnischen Niederlausitz gemeinsam zu wandern.

Mit großer Freude laden wir alle Wanderlustigen in Nah und Fern ganz herzlich ein, uns bei dieser Stadtwanderung diesseits und jenseits der Oder-Neiße-Grenze in Guben-Gubin am Sonnabend, den 14. Dezember 2013, zu begleiten.

Wie haben wir uns diesen Tag vorgestellt, vor allem – welche Wanderstrecke wollen wir laufen? Treffpunkt wird der Parkplatz Uferstraße Ecke Alte Poststraße sein – gegenüber dem Plastinarium. Von dort laufen wir zuerst an der Egelneiße entlang, durch die Schulstraße zur Alten Poststraße, weiter auf dieser bis zur Holzbrücke, über die Neiße-Brücke auf die Wispa Teatralna (Theaterinsel) mit dem Park Teatralny, dann diese Insel flussabwärts durchwandernd und über die Brücke bis zum Uferweg auf der polnischen Seite. Den Uferweg in Richtung Norden bis zu seinem Ende an der Piastowska (vor 1945 – Grüne Wiese), diese in Richtung Nordwesten ein kurzes Stück bis zur nach Osten abzweigenden Nowotki (vor 1945 – Pfingstberg), diese bis zur Wojska Polskiego (Str. der Polnischen Armee – vor 1945 Neißestr.), durch die Miodowa (Str. Honigfarbe – vor 1945 Lindenstr.) bis zum Ende an der Generała Sikorskiego* (Str. General Sikorski – vor 1945 Triftstr.), diese an ihrem Anfang überquerend weiter durch die Batalionów Chłopskich* (Str. Bauern-Bataillon – vor 1945  Lahmoer Str.) bis zum zweiten Abzweig der Podgorna (Unterm Berg – vor 1945 Einbeckerstr.), diese in Richtung Südosten auf die Bäros-Höhe. Die Gegend westlich der Podgorna bezeichnen unsere polnischen Nachbarn heute als Gora Smierci (Berg des Todes), wohl daran erinnernd, dass es hier im Frühjahr 1945 erbitterte verlustreiche Kämpfe zwischen sowjetischen und deutschen Truppen gab. Diese Örtlichkeit waren früher die Honigberge, wohl wegen der Obstbäume und Gräser, aus deren Blüten die Bienen einst den Nektar holten (siehe Zusammenhang mit Miodowa)… Südöstlich der Podgorna war früher eine weitere Höhe  – Einsame Fichte, die jedoch in Wirklichkeit eine stattliche Kiefer war. Östlich davon und südlich der Bäros-Höhe stand unterhalb dieser Höhe vor dem Krieg der Gubener Bismarckturm. An den Rudimenten dieses Turmes vorbei kommen wir zum Fahrweg Tobruk (vor 1945 – Finstere Gasse). Tobruk ist der Name einer früher italienisch-lybischen Stadt im Norden Afrikas. Er erinnert heute an den Einsatz der Polnischen Unabhängigen Karpathischen Schützenbrigade ab September 1941 bei den Kämpfen zwischen den Truppen der Achsenmächte unter dem Kommando deren Oberbefehlshaber General Rommel und den Alliierten unter dem Cyrenaika Command (Kommando der Kyrenaika) von Ronald Scobie…

Unsere persönlichen Erinnerungen an diesen Fahrweg sind sehr viel jünger und menschlicher. Bei unserer Ersterkundung der Stauchendmoräne Gubener Berge mit der Bäros-Höhe fanden wir vor wenigen Jahren auf diesem Weg in der Nähe des Heizwerkes zwei Hirschkäfer, allerdings nicht in der kalten Jahreszeit.

Tobruk leicht bergab kommen wir alsbald zur Marszałka Źymierskiego* (Str. Marschall Zymierski – vor 1945 Triftstr.), laufen diese in südöstlicher Richtung bis zur früheren Osterbergschule. Gegenüber auf dem unbefestigten Parkplatz stand früher ein stadtbekanntes Lokal für Vergnügen, Politreden und Kino mit großem Saal, der Kaisergarten, und in der heutigen Rozana (Rosenstr. – vor 1945 Breiter Steig), 1960 bis 1993 übersetzt Wilhelm-Pieck-Str. steht noch heute sehr gut gepflegt das Haus der Großeltern von Wilhelm Pieck, bei denen dieser sehr viel Kinderzeit verbrachte. Später, am 12. September 1930, sprach Wilhelm Pieck auch in dem genannten Kaisergarten anlässlich der Reichstagswahlen zwei Tage später am 14. September. Das Gartenlokal Kaisergarten wurde im 2.Weltkrieg nach Presseinformationen (Märkischer Bote 8.8.2010) weitest gehend verschont, war nach 1945 noch Kulturhaus und wurde erst im Jahr 2000 abgetragen.

Vor dieser Schule laufen wir in südwestlicher Richtung durch die Generała Świerczewskiego* (Str. General Swierczewski – vor 1945 Kleine Teichbornstr.), hier kann man noch gut erhaltene bzw. sanierungswerte Gubener Stadtarchitektur aus der Vorkriegszeit erleben, bevor wir zur Królewska kommen (Königstr. – vor 1945 Teichbornstraße). Hier machen wir bestimmt einen Abstecher hinüber zu dem kleinen Park, in dem einst die bekannte Villa Wolf stand. Diese Königsstraße huldigt mit Sicherheit heutzutage den polnischen Königen wie durch die frühere Königstraße, die wir alsbald erreichen, wenn wir bergab laufen, bis 1945 die deutschen Könige geehrt wurden. Bergab erreichen wir die katholische Kirche, um hier einen Blick in das schöne geschichtsträchtige Gotteshaus zu werfen. Über die Treppen kommen wir hinunter zur Grunewaldska (vor 1945 – Haagstr.) und auf dieser bis zur großen Kreuzung. Der frühere Name Haagstr.  ist ein Hinweis darauf, dass hier früher eine Hecke den Friedhof auf dem Osterberg abgrenzte. Nach Osten wandernd, sehen wir südlich schon die große Gubiner Stadtkirche und erreichen eine stärker befahrene Kreuzung. Die Straße rechts, nach Süden, namens 3 Maja gedenkt dem Tag der Verabschiedung der ersten polnischen Verfassung am 3. Mai 1791 (vor 1945 – Königstraße). Die Brücke über das Flüsschen Lubsza (Lubst) erinnert uns daran, dass wir den Quellteich dieses Fließgewässers im Dorf Olbrachtów (Albrechtsdorf), südwestlich Źary (Sorau) bei unseren Erkundungen in der polnischen Niederlausitz vor Jahren entdeckt und inzwischen an seinem Lauf knapp 70 einstige Standorte von Wassermühlen gezählt haben. Auf der früheren Königstraße und der Ratuszowa (Rathausstr.) kommen wir schließlich zur Gubiner (vor 1945 Gubener) Stadtkirche Ruiny kościoła farnego. Bereits bei unserer 2. Stadtwanderung am 4. Mai 2013 machten wir hier während unserer Tour eine Zwischenstation, um uns von der polnischen Projektmanagerin der Bauhütte Gubin, Frau Anna Dziadek, die einzelnen Schritte der Sanierung dieser Kriegsruine erklären zu lassen. Dieses Mal steht ein friedliches Ereignis im Mittelpunkt unseres Besuches, der Markt Vorweihnachtlicher Heiligabend, wenn auch ein Teil der Marktbuden auf der heutigen Westerplatte (vor 1945 Markt bzw. Marktplatz) steht und diese wiederum an den Ausbruch des 2. Weltkrieges erinnert. Aber das ist gewollt und sicherlich auch gut so! Schließlich war vor 69 Jahren auch in Guben Kriegsweihnacht…

An der Gubiner Stadtkirche angekommen, beenden wir offiziell unsere Wanderung und überreichen allen  Wandergästen ihre persönlichen Urkunden für 11,1234 Kilometer gut gelauntes und blasenfreies Mitwandern, bevor wir den Markt „Vorweihnachtlicher Heiligabend“ in der und um die Stadtkirche besuchen – jedoch nicht, ohne darauf hinzuweisen, wie es anschließend weiter geht. So werden wir eine Zeit vereinbaren, wann man auch mit uns über die Neißebrücke weiter laufen kann.

Den Markt in der Kirche und auf der Westerplatte verlassen wir in Richtung Westen auf alten Straßenbahnschienen, dabei nicht vergessend, einen Blick auf einen großen Stein zu werfen, der an den Standort des Hauses erinnert, in dem einst die Schauspielerin Corona Schröter wohnte, die auch im Stadttheater auf der Insel ihre künstlerische Heimat hatte. Von dieser Örtlichkeit war im Märkischen Boten, der Grünen Heimatzeit, vor nicht allzu langer Zeit aus entgegen gesetzter Richtung eine sehr schöne Stadtansicht veröffentlicht. Etwa in diesem Bereich der Straße muss ganz früher auch das Klostertor gestanden haben, durch das man über die Neißebrücke in die westlich der Neiße gelegene  Klostervorstadt kam. Den einstigen Standort eines anderen Stadttores hatten wir bereits stadteinwärts der Lubstbrücke „virtuell“ überschritten – das Crossener Tor. Den gleichen Weg von der Gubiner Stadtkirche zur Klostervorstadt über die Lausitzer Neiße (es gibt nämlich noch vier andere Neiße-Flüsse) werden wir auch am 14.12. gehen….

Gespannt sind wir dabei auf das vorweihnachtliche Flair in der Frankfurter Straße und auf dem Dreieck bzw. Rathausvorplatz mit dem Adventsmarkt. Auf diesem Terrain gibt es mehrere nacheinander zu nutzende Möglichkeiten, den vorweihnachtlichen Besuch in der schönen Doppelstadt an der Neiße gemütlich, froh gestimmt und andächtig ausklingen zu lassen. Siehe dazu folgende Website des privaten Internet-Portals Guben-Online: Programm zum Gubener Weihnachtsmarkt

Auch für den Rückweg durch die Berliner Straße-Kreisel-Uferstraße oder entlang der Egelneiße auf dem Poetensteig zurück zum Parkplatz werden wir vor dem auseinander Laufen eine Zeit ausmachen, wenn gewünscht. Ansonsten findet den Weg sicherlich auch jeder Einzelne allein bzw. zu zweit…

Die von uns in dieser Präsentation genannten Straßennamen vor 1945 sind dem Verkehrsplan der Stadt Guben 1927 entnommen (ein Reprint aus dem Niederlausitzer Verlag Guben). Zwischenzeitliche evtl.  Änderungen konnten dabei nicht berücksichtigt werden.

*) Zu den heute polnischen Straßenbezeichnungen mit Personenname werden wir während der Wanderung ein paar kurze Informationen vermitteln.

In die angegebenen 11 Kilometer Streckenlänge ist der Rückweg bis zum Parkplatz bereits eingerechnet!

Wir Niederlausitzer Wandergurken freuen uns auf Sie und erwarten Ihre Anmeldung bis Donnerstag, den 12.12.2013, unter unserer Tel. Nr. 03542-3792. Keine Teilnahmegebühr, da kein Versicherungsschutz. Um einen Obolus in unseren Wanderhut wird gebeten. Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern. Bitte feste, wenigstens halb hohe Schuhe mit Profilsohle anziehen und auch an den Personalausweis bzw. Reisepass denken!

Gerd Laeser – Gästeführer Niederlausitz – und Frau Edeltraud
Lübbenau/Spreewald

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